Es gab nicht mehr genügend Kohle oder Koks, um die Fertigung weiterzuführen. Man behalf sich mit Schlammkohle. Das war nasser Kohlenstaub, der mehr flüssig als fest mit der Kohlenschaufel in den Ofen „gelöffelt" wurde.
Am 13. März entstanden Fliegerschäden durch eine Bombe, welche auf das Gleis der Reichsbahn schräg gegenüber vom Bürogebäude in einer Entfernung von etwa 30 m niederging, sowie durch Bordwaffenbeschuss von feindlichen Tieffliegern. Beschädigt wurden, außer den meisten Fensterscheiben im Betrieb und im Geschäftshaus, die Oberlichtdächer über der Presserei und Scheuerei sowie das Dach der Gesenkschmiede. Den größten Teil dieser Schäden behoben eigene Kräfte, wodurch der Betrieb leider vier Tage vollständig stillstand.
Es waren nun nur noch minimale Koks und Kohlenvorräte vorhanden. Die Stromzuteilung sollte in den nächsten Tagen ganz eingestellt werden. Infolgedessen bestand keine Möglichkeit, weiterzuarbeiten. Im Betrieb war ein Werkzeugschlosser mit der Herstellung von Werkzeugen beschäftigt, während weiteres Stammpersonal aufräumte, das Umsetzen von Maschinen-Reparaturen und Änderungen vornahm, die schon seit langer Zeit fällig waren. Infolge der vordringlichen Produktion kriegswichtiger Erzeugnisse waren sie unterblieben.
Wegen der Zuspitzung der Verhältnisse war bereits am 13.4.1945 der Geschäftsbetrieb bei Sprenger eingestellt worden. Eine Wiederaufnahme der Fabrikation war abhängig von einer Genehmigung des Militärregierungsamtes, das nur für vordringliche Fertigung einige „Permits" erteilte. Die maßgebende Prioritätsliste sah u. a. auch Beschläge für die Landwirtschaft vor, sodass die Herstellung von Geschirrbeschlägen die Grundlage bildete für eine erbetene Produktionsgenehmigung zur Wiederaufnahme der Fabrikation.
Ein entsprechender Antrag wurde frühestmöglich gestellt, jedoch war die Genehmigung wegen benötigter Kohlenmengen zur Herstellung von Strom nicht zu erwarten.
Nun bestand die Absicht, Haushaltsgegenstände wie Bratpfannen, Kohlenschaufeln usw. herzustellen. Außerdem wurde die Fabrikation von Aschenbechern in Sporenform in Angriff genommen, die deshalb interessant erschien, weil sie als Andenken an das besiegte Deutschland von den Soldaten der Siegermächte sehr begehrt waren.
In den letzten Monaten stellte man noch Geschirrbeschläge in größerem Umfang her. Für Handelsgeschäfte waren Lederwarenbeschläge zu fertigen. In wachsendem Maße wurden Kunden besucht, die für alle Warenvorräte großes Interesse zeigten, sodass beträchtliche Verkäufe ab Lager getätigt werden konnten.
Ein neues Fabrikationsziel versuchte man durch die Herstellung von Haushaltsartikeln zu erreichen.
Etwa im September 1945 wurde von der britischen Besatzung das sogenannte „Kleine Permit" zuerkannt. Die Firma durfte nun offiziell fabrizieren und Handel treiben. Als Grundlage des Verkaufs diente der letzte Katalog 1938/15, der u.a. auch einige Hundesportartikel enthielt. Die geringen Lagerbestände waren bald verkauft.
Eine ausgesprochene Produktionsgenehmigung, das erbetene „Große Permit" erreichte Sprenger trotz der Bemühung um direkte Aufträge der britischen Besatzungsarmee noch nicht, doch wurden in handwerklicher Arbeit Kleinigkeiten fertiggestellt, u. a. Aluminiumaschenbecher. Im Handelsgeschäft erhielt Sprenger größere Aufträge über Lederwarenbeschläge und auch Stahlwaren und andere Artikel. Die finanzielle Lage hatte sich gebessert, weil ein Teil der ursprünglich für die Wehrmacht hergestellten Waren anderweitig abgestoßen wurde.
Es bestand die Absicht, in Zusammenarbeit mit der Firma ROTI (Ober-Ing. Rohrmann und Ing. Tillmann) elektrische Geräte, wie Waffeleisen und Kochgeräte zu fertigen, jedoch scheiterte das Vorhaben zuerst an der ungesicherten Beschaffung des notwendigen Zubehörs und an den Stromeinschränkungsmaßnahmen durch die Militärregierung.
In der Gesenkschmiede stellte man wieder regelmäßig Trensen her. Im September traf ein Gasofen für den Kokillenguss ein. Mit ihm sollten Aluminium-Mähnenkämme und sonstige Leichtmetall-Kokillengussartikel hergestellt werden.