„Nimm doch mal Rädchensporen“ lautet häufig ein gut gemeinter Tipp, um dem eher weniger vorwärtsgängigen Vierbeiner „Beine“ zu machen. Das würde heutzutage natürlich so keiner mehr zugeben aber dennoch sehen viele Reiter und Trainer Sporen immer noch als Beschleunigungshilfe. Doch richtig eingesetzt können Rädchensporen viel mehr! Was im tiefsten Inneren jeder weiß: Sporen sind weder Ersatz noch Alternative zum treibenden Schenkel, sondern vielmehr eine Verfeinerung der Hilfengebung. So viel zur Theorie. In der Praxis ist das alles natürlich nicht ganz so einfach, ein korrekter Umgang mit den Sporen will geübt sein. Täglich. Über Jahre. Und gibt man sich noch so viel Mühe, beweist einem eine zickige Stute oder ein sensibler Wallach häufig in Bruchteilen von Sekunden, dass man das mit dem gezielten Sporeneinsatz noch immer nicht perfekt drauf hat. Zu schade, dass man in der Reitlehre keine Punkte für die Fähigkeit eines Pferdes sammelt, dem Reiter unter den Absatz oder, in besonders gelenkigen Fällen, sogar unter die Fußspitze zu treten.
Damit die geforderte Beweglichkeit sich nicht darin äußert nach dem Schenkel zu treten, sondern von hinten nach vorne durch den Körper und unter den Schwerpunkt gelangt, muss der Reiter natürlich in erster Linie weiter an sich arbeiten. Trotzdem kann die Wahl geeigneterer Sporen in vielen Fällen hilfreich sein. Viele Reiter setzen dabei zunächst auf eher stumpfe Sporen, weil sie diese für pferdegerechter halten. Dabei gibt es mittlerweile sogar richtige Softies unter den Rädchensporen und manchmal kann es sogar Sinn ergeben, einen stärker wirkenden Sporen zu benutzen, den man weniger einsetzen muss.
Die verschiedenen Versionen der Rädchensporen von Sprenger
Die verschiedenen Versionen der Rädchensporen von Sprenger nehmen wir jetzt mal genauer unter die Lupe. Generell gibt es eine grundlegende Regel, die sich für den Schärfegrad der Rädchen anwenden lässt: je dünner, spitzer/zackiger und kleiner das Rad, desto schärfer ist die Einwirkung. Je abgerundeter, dicker und größer das Rad, desto weicher wirkt der Sporen. Das Rädchen darf auf keinen Fall fest sitzen, sondern sollte sich, um Verletzungen zu vermeiden, immer frei drehen können. Vor allem im Fellwechsel kann es passieren, dass sich zwischen Rädchen und Dorn Haare und Schmutz festsetzen. Rädchensporen sollten also regelmäßig gründlich gereinigt werden.
Sporen mit Feinzackrad
Es ist heutzutage kaum zu glauben aber ich habe als Reitanfänger Sporen mit Feinzackrad benutzt. Das war im Jahr 1990 natürlich auch schon der denkbar schlechteste Sporen, den man Anfängern und Kindern in die Hand geben konnte. Zu meiner Verteidigung kann ich folgendes sagen: ich war unwissend, 6 Jahre alt und bin mit den Sporen nicht bis unter die Satteldecke gekommen. Dieser Fall ist also nicht tierschutzrelevant aber dennoch alarmierend genug, um es besser zu machen. Deshalb sage ich nun in aller Deutlichkeit: Sporen mit Feinzackrad können bei falscher Handhabung Stichverletzungen verursachen, gehören ausschließlich in erfahrene Hände und sollten nur vorübergehend als Trainingssporen eingesetzt werden.
Das Sonnenrad
Das Sonnenrad hat einen deutlich größeren Durchmesser, größere und abgerundete Zacken und ist etwas breiter als das Feinzackrad. Bei diesen Sporen habe ich durchaus eine stärkere Einwirkung, kann aber durch die abgerundeten Zacken und das rollende Rädchen bei sachgemäßem Gebrauch keine Verletzungen verursachen. Diese Sporen eignen sich für Pferde, die nur wenig auf die Schenkelhilfe reagieren und bei denen Impulse mit stumpferen Sporen nicht wirkungsvoll genug ist.
Das Soft Point Rad
Ein Zackenrad mit eher weicher Einwirkung ist das Soft Point Rad. Es ist mit einer Breite von ca. 4 mm besonders dick. Die Zacken sind in allen Dimensionen abgerundet. Durch das breite Rad wirkt der Sporen großflächiger und weniger punktuell als dünnere Zackenräder und ist gleichzeitig schonend für das Fell. Daher eignet sich der Sporen mit Soft Point besonders für Pferde, die auf stumpfere Sporen nicht genügend reagieren, aber zu sensibel für schärfere Sporen sind.
Das Ballrad
Runde Sporenräder gibt es ebenfalls in verschiedenen Versionen. Die kleineren Ballräder haben den kleinsten Durchmesser und sind auch schmaler als die größeren Ballräder. Die kleineren Ballräder wirken also punktueller als die Größeren. Der Einwirkungsgrad in Vergleich zu Zackenrädern ist natürlich geringer, weil wir hier eine glatte Fläche haben, mit der wir das Pferd berühren. Diese Sporen sind also ideal für Pferde, die sich mit abgerundeten Sporen etwas zu sehr bitten lassen.
Der Comfort Roller
Im Gegensatz zu den schmalen scheibenförmigen Ballrädern, sind die Comfort Roller deutlich breiter und damit auch weicher in der Einwirkung. Sie sind ideal für „zuckige“ und Schenkel-sensible Pferde.
Der Comfort Roller Horizontal
Bei Sporen mit horizontalem Rad verkürzt sich übrigens der Abstand zwischen Schenkel und Pferd. Sie ermöglichen daher einen schnelleren Kontakt und unterstützen eine ruhige Schenkellage. Damit hier keine Verletzungen entstehen können ist es notwendig, dass das Rad relativ dick ist. Ist dies der Fall, wirken solche Sporen weich ein und eignen sich besonders für sensible Pferde.
Der Super Soft Roller
Noch breiter und entsprechend weicher ist der Super Soft Roller, bei dem das Rad ca. doppelt so breit ist wie beim Comfort Roller. Die dickeren Rädchen dieser Modelle sind übrigens auch perfekt für den Fellwechsel oder geschorene Pferde. Sie haben eine große Kontaktfläche und rollen bei Berührung ab. Es entsteht also viel weniger Reibung am Fell als bei Sporen ohne Rad, Fellverlust wird vorgebeugt.