Dein Pferd legt sich aufs Gebiss? Keine Sorge, das ist ein Problem, das viele Reiter kennen. Dieses Verhalten kann den Spaß am Reiten erheblich mindern, da es die Kontrolle über das Pferd erschwert und die Kommunikation zwischen Reiter und Pferd beeinträchtigt. Viele Reiter kennen das Spiel bereits und wissen, dass die meisten Probleme Ihren Ursprung beim Reiter haben. Auch beim ‚aufs Gebiss legen‘ ist es deshalb wichtig zu betonen, dass dieses Problem oft nicht nur am Pferd, sondern auch an der reiterlichen Einwirkung liegen kann. Ein sensibler und differenzierter Umgang mit diesem Thema ist daher unerlässlich. In unserem Blogbeitrag möchten wir auf einige möglichen Ursachen für die Problematik eingehen und Lösungsansätze vorstellen. Dazu gehört auch das Thema, welches Gebiss für Pferde geeignet sein könnte, die dazu neigen sich auf den Zügel zu legen.
Pferd legt sich auf den Zügel: Ursachen
Bevor wir uns mit den möglichen Lösungen und der Wahl des Gebisses befassen, ist es wichtig, die Ursachen für das Verhalten zu verstehen. Es gibt mehrere Gründe, warum ein Pferd sich auf das Gebiss legen könnte:
- Unpassendes Gebiss: Ein schlechtsitzendes oder ungeeignetes Gebiss, dass Deinem Pferd unangenehm ist oder möglicherweise Schmerzen verursacht, kann das Pferd dazu bringen, sich dagegen zu wehren, indem es Druck auf das Gebiss ausübt und sich auf den Zügel legt. In gewisser Weise entzieht es sich somit einer Einwirkung der Zügelhilfe.
- Mangelnde reiterliche Einwirkung: Oft ist das Problem des „Sich-auf-das-Gebiss-Legens“ auf einen Fehler in der reiterlichen Einwirkung zurückzuführen. Ein zu starker oder unruhiger Zügelkontakt kann das Pferd dazu bringen, sich auf das Gebiss zu legen, um der Einwirkung zu entgehen. Auch fehlender Schub und Tragkraft aus der Hinterhand können dazu führen, dass sich das Pferd auf dem Zügel abstützt.
- Schmerzen oder Unbehagen: Zahnprobleme, Kiefergelenksbeschwerden oder allgemeines Unbehagen können das Pferd dazu bringen, sich auf das Gebiss zu legen, um dem Schmerz zu entgehen.
- Stress und Anspannung: Ein gestresstes oder ängstliches Pferd könnte versuchen, durch das Auflegen auf das Gebiss Sicherheit zu gewinnen, was jedoch eher das Gegenteil bewirkt.
- Fehlende Balance und Muskelkraft: Ein Pferd, das Schwierigkeiten hat, sich selbst zu tragen und in Balance zu bleiben, neigt dazu, sich auf das Gebiss zu stützen, um das Gleichgewicht zu halten. Bei jungen Pferden, oder Pferden, die sich noch am Beginn ihrer Ausbildung befinden, legt sich das Problem meist mit dem Gewinn an Kraft und Balance.
Lösungsansätze und Training
Um das Verhalten des ‚auf dem Zügel Abstützens‘ zu korrigieren, sollte der Reiter eine Kombination aus verschiedenen Ansätzen in Betracht ziehen.
Dazu gehört zum einen die Wahl eines passenden Gebisses, aber auch angepasstes Training und gutes Stallmanagement.
1. Regelmäßiges Überprüfen Eures Equipments
Das Gebiss sollte regelmäßig überprüft werden, um sicherzustellen, dass keine scharfen Kanten oder Kratzer zu Verletzungen im Maul führen können.
Ein grundsätzlich unpassendes Gebiss kann Druckpunkte verursachen und das Pferd dazu bringen, sich auf das Gebiss zu legen.
Neben dem Gebiss sollte natürlich auch die Trense passen und korrekt verschnallt sein. Den Sattel haben vermutlich die meisten Reiter im Blick und lassen ihn regelmäßig auf seine Passform kontrollieren.
2. Training für Kraft & Balance
Ein zentraler Aspekt, um das Pferd davon abzuhalten, sich auf das Gebiss zu legen, ist die Entwicklung von Kraft und Balance. Übungen wie Übergänge und Seitengänge können dabei helfen, die Muskulatur zu stärken und dem Pferd die Kraft zu geben, sich selbst zu tragen.
- Übergänge: Häufige Übergänge (Schritt-Trab, Trab-Galopp) fördern die Rückentätigkeit und die Selbsthaltung des Pferdes. Achte dabei auf eine korrekte Ausführung mit viel Ruhe, um Dein Pferd nicht aus der Balance zu bringen
- Seitengänge: Übungen wie Schulterherein, Schenkelweichen oder Travers helfen, das Pferd geschmeidiger zu machen und seine Schubkraft zu verbessern, das wiederum unterstützt die Selbsthaltung.
- Gebogene Linien: Das Reiten auf gebogenen Linien hilft dem Pferd, die innere Muskulatur zu aktivieren und sich besser auszubalancieren, was die Tendenz, sich auf das Gebiss zu legen, reduziert.
3. Über den Rücken reiten
Um nachhaltig das Reitergewicht tragen zu können, muss das Pferd seinen Rücken aufwölben und Rückenmuskulatur aufbauen.
Daher spielt das rückenschonende Reiten eine wichtige Rolle, denn ein Pferd, das korrekt über den Rücken geht, wird weniger dazu neigen, sich auf das Gebiss zu legen.
Damit das Pferd seinen Rücken aufwölben kann und seinen Hals fallen lässt und die Anlehnung sucht, ist auch wieder der Schub aus der Hinterhand essenziell.
Das Pferd soll von hinten nach vorne durch den Körper gehen, nur so kann es an den Zügel herantreten und sich selbst tragen.
4. Check-Up vom Tierarzt und Zahnkontrolle
Regelmäßige Besuche beim Pferdezahnarzt sind unerlässlich, um sicherzustellen, dass keine Zahnprobleme vorliegen, die dazu führen können, dass Dein vierbeiniger Partner das Gebiss im Maul unangenehm findet.
Ein genereller Check-up beim Tierarzt kann auch andere gesundheitliche Probleme, wie z.B. Blockaden oder Verspannungen ausschließen, die ein ‚aufs Gebiss Legen‘ verursachen könnten.
Die Wahl des richtigen Gebisses
Die Wahl des richtigen Gebisses ist ein weiterer Faktor im Umgang mit dem „Sich-auf-das-Gebiss-Legen“. Verschiedene Gebisse bieten unterschiedliche Wirkungen, die je nach Situation und Verhalten des Pferdes angepasst werden sollten. SPRENGER Gebisse sind in ihrer Form speziell auf die Anatomie im Pferdemaul abgestimmt. Gleichzeitig sind die verschiedenen Modelle so konzipiert, dass sie auf bestimmte Probleme eingehen können und eine vertrauensvolle Anlehnung fördern.
SENSOGAN als Gebissmaterial hat sich zusätzlich bewährt, um die Akzeptanz des Gebisses zu fördern. Die Kupferlegierung regt mit ihrem leicht süßlichen Geschmack und ihren Oxidationseigenschaften gezielt den Speichelfluss und damit die Kautätigkeit an. Die Kaubewegung wiederum sorgt für eine lockere Kiefermuskulatur und Oberlinie, für ein entspanntes und losgelassenes Pferd.
1. KK Gebiss einfach gebrochen
Unser einfach gebrochenes KK Gebiss kann eine hilfreiche Wahl sein, wenn das Pferd sich auf das Gebiss legt und der Reiter nur noch wenig Einwirkung hat.
Dieses Gebiss hat eine wellenartige Form, die mehr Einwirkung bei Zügelannahme auf die Zungenränder und die Zungenmitte ausübt.
Durch die etwas schnellere Reaktion des Pferdes, wird dem Reiter eine feinere Hilfengebung ermöglicht.
2. Doppelt gebrochenes novocontact Gebiss
Wenn das Pferd nur gelegentlich stark wird, etwa bei bestimmten Lektionen oder in bestimmten Momenten, kann ein doppelt gebrochenes novocontact Gebiss eine gute Wahl sein. Die spezielle Form der novocontact Gebisse sorgt für eine breite Auflagefläche, bei einer geringen Gebissstärke. Damit ist das Gebiss besonders sanft bei einer weichen Verbindung und ermutigt das Pferd an das Gebiss heranzutreten.
Bei vermehrter Zügelannahme dreht sich das Gebiss leicht in Richtung Zunge, wodurch die dünnere Kante des Gebisses mehr Druck ausübt. Die Hilfen kommen so deutlicher im Pferdemaul an. Diese besondere Wirkung ermöglicht es dem Reiter, wenn nötig eine präzisere Einwirkung zu erzielen, ohne das Pferd zu überfordern.
3. MAX-Control Gebisse
MAX-Control Gebisse sind ebenfalls eine effektive Wahl, wenn es darum geht, mehr Einwirkung zu erzielen. Bei leichter, konstanter Anlehnung verhalten sich die MAX-Control Gebisse jedoch wie ein normales doppelt gebrochenes Gebiss.
Erst, wenn das Pferd stark wird, wird das Gebiss zeitweise zur Stange. Gibt das Pferd nach, lässt auch die Stangenwirkung sofort nach. Dies bietet dem Reiter die Möglichkeit, in kritischen Momenten mehr Einwirkung zu haben, ohne kontinuierlich stärker einzuwirken.
4. Aufziehtrense für das Springen
Für das Springreiten, besonders bei erfahrenen Reitern, kann eine Aufziehtrense eine sinnvolle Option sein.
Diese Trense wirkt über die Maulwinkel und verhindert, dass das Pferd „abtaucht“, also den Kopf zu stark nach unten drückt.
Sie bietet eine zusätzliche Einwirkung, ohne das Pferd übermäßig einzuschränken.
Allerdings sollte diese Art von Gebiss nur von Reitern mit entsprechender Erfahrung und unter Anleitung eines Trainers verwendet werden, um Missverständnisse in der Kommunikation mit dem Pferd zu vermeiden.
Die Bedeutung der Gebissgröße und -passform
Die richtige Größe und Passform des Gebisses sind genauso wichtig wie die Wahl des richtigen Mundstücks und der Seitenteile.
Ein zu großes oder zu kleines Gebiss kann Unbehagen verursachen und das Pferd dazu bringen, sich auf das Gebiss zu legen, um den Durck zu kompensieren.
Daher sollte das Gebiss so gewählt werden, dass es gut im Maul des Pferdes liegt, ohne zu viel Spielraum zu haben oder zu eng zu sitzen.
Richtige Gebissweite:
Bei Wassertrensen sollten max. 3 bis 5 mm Platz zwischen Gebissring und Maulwinkel sein.
Gebisse mit festen Seitenteilen, wie z.B. Olivenkopfgebisse oder Schenkeltrensen sollten direkt am Maulwinkel anliegen, um eine laterale Begrenzung auszuüben.
Daher werden diese in der Regel eine Größe schmaler gewählt als eine Wassertrense.
Korrekte Gebissstärke:
Auch die Stärke des Gebisses spielt entscheidende eine Rolle. Für Pferde mit einem kleinen Maul oder einer niedrigen Gaumenhöhe sind dünnere Gebisse oft die bessere Wahl, um Druckstellen im Gaumen oder auf der Zunge zu vermeiden.
Mit dem Zwei-Finger-Test kannst Du ganz einfach feststellen, wie viel Platz im Maul Deines Pferdes ist. Dünnere Gebisse werden fälschlicherweise oft als „schärfer“ bezeichnet, das lässt sich so nicht bestätigen. Wichtig ist, dass das Gebiss an die anatomischen Verhältnisse des Pferdemauls angepasst wird.
Die Reiterhand entscheidet letztendlich über die Intensität der Einwirkung.
Fazit
Das Problem des „Sich-auf-das-Gebiss-Legens“ ist vielschichtig und erfordert eine Kombination aus der richtigen Ausrüstung, gezieltem Training und einer engen Zusammenarbeit mit Experten wie Trainern und Tierärzten.
Es ist wichtig zu erkennen, dass die reiterliche Einwirkung eine zentrale Rolle spielt und oftmals der Schlüssel zur Lösung dieses Problems ist.
Die Wahl des richtigen Gebisses kann dabei eine wertvolle Unterstützung sein, sollte jedoch immer im Kontext des gesamten Trainingsansatzes betrachtet werden.