Wir erklären Dir alles rund um Stangengebisse, Pelhams, 3 Ring Gebisse und Aufziehtrensen um Dir zu helfen, das passende Gebiss für Dich und Deinen Partner zu finden.
Einige Hinweise vorab:
- Es ist wichtig, dass Dein Pferd gesund ist und die Ausrüstung gut passt.
- Ein Gebiss kann weder eine grundlegende Reitausbildung ersetzen noch löst es Rittigkeits- oder Gesundheitsprobleme.
- Ein Gebiss ist nur so scharf wie die Reiterhand, daher solltest Du eine feine Hand die unabhängig vom Sitz agiert besitzen.
- Wie bei jedem Gebiss gilt es auf die korrekte Größe und Passform zu achten. Mehr dazu liest Du im Beitrag ‚Wie finde ich das passende Gebiss?‘
Gebisse sind ein komplexes Thema zu dem es viele Meinungen und Erfahrungen gibt. Die wenigsten davon beruhen jedoch auf fundiertem Fachwissen. Häufig hoffen Reiter, dass der Wechsel des Gebisses ihre Probleme lösen wird, allerdings führt die meist nur zu einer ganzen Sammlung an verschiedenen Gebissen, ohne dass das Problem kleiner wird.
Deshalb ist wichtig zu betonen, dass Gebisse kein Wundermittel sind. Sie dienen als Kommunikationsmittel zwischen Reiter und Pferd. Damit das Pferd die Signale des Reiters richtig versteht, muss das Gebiss den Bedürfnissen von Pferd und Reiter entsprechen. Dabei besteht die Herausforderung darin, ein Gebiss zu finden, dass nicht nur individuell zum Pferdemaul passt (Form), sondern auch die gewünschte Wirkung erzielt. Daher bieten wir bei SPRENGER unsere verschiedenen Gebissformen mit einer Vielzahl an Seitenteilen an um für jedes Pferdemaul eine optimale Lösung anzubieten.
Wenn Du das Gefühl hast, dass das aktuelle Gebiss nicht die richtige Wahl für Dich und Dein Pferd ist, können Ratschläge von Fachleuten hilfreich sein. Reitsportgeschäfte, Trainer und erfahrene Reiter haben in der Regel Erfahrungen mit verschiedenen Gebissarten gesammelt. Dennoch lassen sich diese Erfahrungen nicht immer direkt auf andere Reiter-Pferd Paare übertragen. Der schnelle Tipp ‚Probier doch mal ein Pelham, das hat bei meinem gut funktioniert‘, geht aber nicht immer auf die individuellen Bedürfnisse ein. Oft ist es wirklich ein Prozess des Ausprobierens, da das Verhalten und die Reaktion der Pferde auf die unterschiedlichen Einwirkungen individuell ist.
Einige Fachgeschäfte bieten außerdem SPRENGER Testgebisse an, sodass Du ein neues Gebiss vor dem Kauf zunächst einige Tage ausprobieren kannst.
Die gängigsten Gebissvarianten
Auch wenn ein Gebiss allein keine Probleme lösen kann, kann die richtige Wahl dennoch einen großen Unterschied in der Zusammenarbeit zwischen Dir und Deinem vierbeinigen Partner machen. Im Folgenden haben wir einen Überblick über die gängigsten Gebissvarianten aufgelistet, die sowohl für den Spring- und Vielseitigkeitssport als auch für Freizeitreiter geeignet sind.
Stangengebisse
Stangengebisse gibt es in großer Auswahl, aus verschiedenen Materialien und mit diversen Seitenteilen. Alle Stangengebisse liegen sehr ruhig im Maul, da sie über kein Gelenk verfügen. Diese Eigenschaft macht eine einseitige Hilfengebung allerdings unmöglich. Für Pferde die Kunststoff im Maul bevorzugen, eignen sich unsere NATHE Gebisse besonders gut. Um für Sicherheit zu sorgen sind die meisten NATHE Stangengebisse mit einer Stahlseele versehen, die vor Zerbiss schützt.
Ein erfolgreicher Einsatz von Stangengebissen erfordert eine gleichmäßige Verbindung zu beiden Zügeln, da sie sich bei einseitigem Zügelzug verkanten können. Der Reiter sollte daher in der Lage sein, sein Pferd durch Schenkel- und Gewichtshilfen durch die Wendung zu reiten. Das Erarbeiten von Stellung und Biegung ist mit starren Stangengebissen oft nicht möglich und mit flexiblen Stangengebissen nur begrenzt. Diese Gebissform ist dementsprechend weniger geeignet für Pferde, die sich schwer lenken lassen.
SPRENGER MAX Control
Ein interessantes Gebiss für eine stärkere Einwirkung ist das sogenannte arretierende Stangengebiss, zu denen die SPRENGER MAX Control Gebisse gehören. Dieses doppelt gebrochene Gebiss, arretiert ab einem bestimmten Winkel und verhält sich dann wie ein Stangengebiss. So erhältst du kurzzeitig mehr Kontrolle. Sobald das Pferd nachgibt, löst sich auch das Gebiss wieder und verhält sich wie ein normales doppelt gebrochenes Gebiss. MAX Control Gebisse eignen sich für Korrekturen oder Pferde, die gelegentlich stärker eingewirkt werden müssen.
Starre und flexible Stangengebisse
Starre Stangengebisse üben einen gleichmäßigen Druck auf die Zunge aus und eignen sich für starke Pferde, die sich schwer regulieren lassen. Flexible Stangengebisse wie das Flex Control sind für Pferde geeignet, die sich gelegentlich "fest machen" oder Undurchlässigkeiten zeigen.
Stangengebisse mit Zungenfreiheit
Bei Stangengebissen mit Zungenfreiheit wird die Zungenmitte entlastet und erst bei stärkerem Zügelzug belastet. Diese Gebisse eignen sich für Pferde mit dickem Maul oder zur Korrektur von Zungenproblemen.
Gebisse mit Hebelwirkung
Gebisse mit Hebelwirkung sprechen zusätzlich zum Druck auf die Zunge auch andere Bereiche des Pferdekopfes an.
Bei Gebissen mit Hebelwirkung werden zusätzlich noch weitere Wirkpunkte am Pferdekopf angesprochen, wobei sich der durch eine Zügelhilfe ausgeübte Druck auf eben diese Einwirkungspunkte verteilt. Gebisse ohne Hebelwirkung wirken hauptsächlich über die Zunge, die größtenteils aus Muskulatur besteht, auf das Pferd ein.
Bei der Verwendung von Hebelgebissen wirkt der Reiter in erster Linie auf die Zunge und das Genick ein. Wenn eine Kinnkette oder ein Kinnriemen verwendet wird, um den Druck auf das empfindliche Genick zu begrenzen, spricht man zusätzlich den Unterkiefer an. Es ist wichtig zu wissen, wie Pferde auf Druck an verschiedenen Stellen ihres Kopfes reagieren und warum man diese Reaktion hervorrufen möchte.
3-Ring-Gebisse
3-Ring Gebisse sind durch verschiedene Optionen der Zügelverschnallung sehr flexibel und vielseitig einsetzbar. Das Mundstück kann im Ring frei gleiten, wodurch der Genickdruck weitgehend unabhängig vom Druck auf die Zunge erhöht werden kann. Dies ist insbesondere ein Vorteil bei stürmischen oder starken Pferden, die empfindlich auf Druck auf die Zunge reagieren. Dies äußert sich möglicherweise, wenn ein Pferd hauptsächlich in Situationen den Kopf schüttelt oder stark gegen die Hand geht, in denen der Reiter eingreifen muss und somit den Druck auf die Zunge erhöht.
Ein großer Vorteil von 3-Ring Gebissen ist, dass sie verschiedene Verschnallungsmöglichkeiten bieten, um die Intensität der Hebelwirkung anzupassen. Wenn der Trensenzügel beispielsweise im normalen Trensenring verschnallt ist, entsteht kein Druck auf das Genick, und die Wirkung ähnelt einer normalen Wassertrense. Wenn das Zügelpaar jedoch im unteren Ring eines 3-Ring Gebisses verschnallt ist, hat der Reiter die Möglichkeit, die Stärke des Drucks je nach Bedarf anzupassen und zu variieren. Auch Pelhamriemchen und und ein Kinnriemen können mit einem 3-Ring Gebiss verwendet werden, um den Genickdruck zu variieren.
Die Stärke des Genickdrucks hängt dabei von der Länge des Hebelwegs des Seitenteils ab. Es gibt verschiedene Modelle mit unterschiedlichen Hebelwegen, wodurch die Intensität der Einwirkung variiert werden kann.
Universalgebisse
Für Universalgebisse gilt ein ähnliches Prinzip wie für 3-Ring Gebisse. Sie sind vielseitig einsetzbar und ermöglichen verschiedene Verschnallungsmöglichkeiten zur Anpassung der Hebelwirkung. Generell gilt: Je tiefer der Zügel verschnallt wird, desto mehr Druck wird auf das Genick ausgeübt. Je länger der Hebelweg ist, desto langsamer reagiert das Gebiss auf die annehmende und nachgebende Reiterhand.
Die Anwendung von Universalgebissen erfordert eine einfühlsame und differenzierte Zügelhilfe sowie einen ausbalancierten Sitz des Reiters. Diese Gebissformen eignen sich nicht für weniger erfahrene Reiter, da sie eine präzise Handhabung erfordern.
Multiring Gebisse
Multiring Gebisse haben den geringsten Hebelweg, da die beiden kleinen Ringe im inneren des großen Rings liegen.
Folgende Verschnallmöglichkeiten sind bei Multiring Gebissen möglich:
- Backenstück in den oberen kleinen Ring und Zügel in den großen Ring = Einwirkung auf die Zunge, ähnlich einer normalen Wassertrense.
- Backenstück in den oberen kleinen Ring und Zügel in den unteren kleinen Ring = Einwirkung auf Zunge und Genick.
- Backenstück in den großen Ring und Zügel in den unteren kleinen Ring = Starke Einwirkung auf die Zunge, jedoch kein Genickdruck.
Aufgrund des kurzen Hebelwegs und der damit verbundenen geringen Genickwirkung eignen sich Multiring Gebisse ideal für Pferde, bei denen gelegentlich etwas mehr Kontrolle erforderlich ist, die jedoch ansonsten sensibel sind und eine gute Basisausbildung haben.
Das Pelham
Beim Pelham ist das Mundstück fest mit dem Seitenteil verbunden. Dadurch wirkt das Gebiss relativ direkt auf die Zunge und sorgt für eine ruhige Position im Pferdemaul. Es ist ideal, wenn die Seitenteile eng am Maulwinkel abschließen, um seitliche Begrenzung zu bieten und ein Verrutschen zu verhindern. Die Kinnkette sollte so eingestellt sein, dass zwischen Maulspalte und dem Unterkiefer ein Winkel von etwa 30 bis 45 Grad entsteht. Die Kinnkette begrenzt den Druck auf das Genick und wirkt einem zu starken Einrollen oder Ausweichen nach unten entgegen. Aufgrund der Empfindlichkeit des Unterkiefers in der Kinngrube, wo die Knochen nur von einer dünnen Hautschicht bedeckt sind, ist es ratsam, eine Polsterung für die Kinnkette zu verwenden.
Die Länge der Seitenteile beeinflusst ebenfalls die Wirkung des Pelhams. Kürzere Seitenteile reagieren zum Beispiel schneller als längere. Kürzere Unterzüge ermöglichen eine schnellere Reaktion, was besonders im Springparcours von Vorteil ist. Deshalb produziert Sprenger hauptsächlich Pelhams mit kurzem Unterzug, um eine zügige Reaktion und eine schnelle Druckentlastung zu ermöglichen.
Es gibt verschiedene Verschnallmöglichkeiten für das Pelham. In den meisten Fällen wird ein Zügelpaar in einen Verbindungssteg oder ein Pelhamriemchen eingeschnallt. Es ist jedoch auch möglich, nur ein oder zwei Zügelpaare zu verwenden.
Aufziehtrensen
Auch bei der Verwendung von Aufziehtrensen entsteht durch Zügelzug Druck auf das Genick des Pferdes. Im Gegensatz zu 3-Ring Gebissen und Pelhams eignet sich dieser Gebisstyp besonders gut für Pferde, die sich stark auf die Hand legen oder stark nach unten drücken.
Bei der Aufziehtrense wird das Backenstück durch den Gebissring geführt und direkt am Zügel befestigt. Wenn der Reiter diesen Zügel anzieht, erhöht sich einerseits der Druck auf das Genick, andererseits bewegt sich das Mundstück in Richtung Maulwinkel. Dies bewirkt, dass sich das Pferd aufrichtet und weniger nach unten drückt oder auf der Hand lastet. Der Einsatz von zwei Zügelpaaren ist dabei optimal, da der Reiter so gezielt und effektiv einwirken kann.
Die Maulwinkel variieren stark zwischen verschiedenen Pferden. Manche Pferde haben eher feste Maulwinkel, die sich kaum bewegen lassen, während andere Pferde ihren Maulwinkel mehrere Zentimeter dehnen können, ohne eine Reaktion zu zeigen. Je weniger flexibel der Maulwinkel eines Pferdes ist, desto stärker reagiert es normalerweise auf die Aufziehtrense.