
Um eine harmonische Kommunikation zwischen Reiter und Pferd zu gewährleisten, spielt das korrekte Gebiss eine große Rolle, denn das passende Gebiss sorgt nicht nur für eine korrekte Übertragung der Zügelhilfe, sondern trägt auch dazu bei Druckstellen und Unwohlsein zu verhindern. Neben der Gebissart, die zu den Anforderungen des Pferdes und des Reiters passt, spielt vor allem die richtige Gebissgröße eine Rolle. Sowohl ein zu klein gewähltes als auch ein zu großes Gebiss führt zu Problemen. In diesem Beitrag erfährst Du, wie Du die richtige Gebissgröße für Dein Pferd findest und welche Faktoren Du bei der Auswahl berücksichtigen musst.

Warum ist die Gebissgröße beim Pferd wichtig?
Die Gebissgröße beeinflusst, wie das Gebiss im Maul des Pferdes und wie die Seitenteile an den Maulwinkeln liegen. Da das Mundstück des Gebisses den Druck der Zügelhilfe auf die Zunge und den Unterkiefer des Pferdes leitet, beeinflusst die Größe also auch, wo der Druck ankommt. Eine falsch gewählte Gebissgröße kann also nicht nur dafür sorgen, dass die Zügelhilfen nicht präzise ankommen, sondern kann auch zu unangenehmen Druckstellen im empfindlichen Pferdemaul führen. Auch allgemeine Unzufriedenheit und eine schlechte Akzeptanz des Gebisses können auf eine falsche Gebissgröße zurückzuführen sein. Dies kann sich zum Beispiel darin äußern, dass sich das Pferd auf den Zügel legt, maulig ist, oder mit dem Kopf schlägt, um dem unangenehmen Druck zu entgehen.
Auch die Seitenteile sind bei der richtigen Gebissgröße nicht zu vernachlässigen. Bei Wassertrensen, kann das zu klein gewählte Gebiss die Maulwinkel einquetschen, da sich die Ringe so nicht frei in den Löchern des Mundstücks bewegen können. Bei festen Seitenteilen, wie z.B: Olivenkopfgebissen oder Schenkeltrensen, können die Maulwinkel, bzw. das Lefzenfleisch bei unpassenden Größen zwischen Seitenteil und Backenzahn eingequetscht werden. Ist das Olivenkopfgebiss zu groß, kann das Seitenteil außerdem seine laterale Unterstützung nicht ausüben.
Also noch einmal zusammengefasst, wir brauchen die richtige Gebissgröße:
- um Druckstellen zu vermeiden und Komfort für das Pferd zu bieten
- damit unsere Zügelhilfen richtig ankommen

Wie misst man die Gebissgröße Pferd richtig?
Nach den Punkten von oben bist Du verunsichert und fragst Dich, wie genau Du die richtige Gebissgröße für Dein Pferd herausfindest? Keine Sorge, das ist gar nicht so schwer! Am einfachsten geht es mit unserem Gebissweitenmesser, den Du hier ganz einfach herunterladen kannst. Schnell ausgedruckt und zusammengebastelt, kannst Du ihn Deinem Pferd links und rechts ans Maul halten und an der Skala sehen, welche Gebissgröße die Richtige ist.
Alternativ kannst Du auch ein Gebiss, was Du zur Hand hast (vielleicht von einem Stallkollegen ausgeliehen) in einer Trense einschallen und dann prüfen, ob diese Größe in Frage kommt, oder Du eine Nummer größer oder kleiner wählen solltest. Dazu ziehst Du beim korrekt verschnallten Gebiss, das Mundstück an den Seiten leicht auseinander, sodass es gerade im Pferdemaul liegt und links und rechts gleich viel Platz an der Seite ist. Bei einer Wassertrense sollten sich die Ringe frei bewegen können, ohne einzuklemmen und maximal einen halben Zentimeter zwischen Ring und Maulwinkel je Seite herausgucken lassen. Bei Olivenkopf- oder D-Ring Gebissen muss das Seitenteil dicht am Maulwinkel anliegen, nur so kann es das Pferd seitlich begrenzen und beim Reiten von Wendungen unterstützen. Auf unserem Gebissweitenmesser siehst Du für beide Gebissvarianten die richtige Größe: für Gebisse mit festen Seitenteilen wird in der Regel eine Nummer kleiner gewählt.
Um die richtige Stärke des Gebisses zu wählen, kannst Du unseren sogenannten 2-Finger-Test nutzen. Dazu legst du Zeige- und Mittelfinger übereinander und legst sie an der Stelle ins Pferdemaul, wo das Gebiss später liegen soll (an dieser Stelle sind keine Zähne, pass aber trotzdem auf!). Spürst Du bei geschlossenen Schneidezähnen Druck auf den Fingern, solltest Du maximal 16 mm Stärke wählen. Auch hier kannst Du alternativ ein Gebiss ins Pferdemaul schnallen und dann von der Seite gucken, viel Platz diese Stärke hat. Mit unserem Gebissweitenmesser kannst Du im Anschluss die Stärke des genutzten Gebisses messen und weißt dann, welche Du am besten auswählst.

Wie erkenne ich, ob ich die richtige Gebissgröße benutze?
Im Beitrag ‚Passt mein Gebiss‘ kannst Du noch einmal detailliert nachlesen, wie Du erkennst, ob Dein aktuelles Gebiss passt. Eine kurze Zusammenfassung findest Du hier:
Ist Dein Pferd zufrieden, sucht die Anlehnung und kaut entspannt ab, wird vermutlich auch das Gebiss das Passende sein. Als Orientierung für die korrekte Verschnallung des Gebisses in der Trense kannst Du Folgendes nehmen: Das Genickstück der Trense sollte sich leicht über die Ohren des Pferdes ziehen lassen und die Backenstücke dürfen bei angenommenem Zügel nicht schlackern.
Bei einer Wassertrense sollte zwischen Gebissringloch und Maulwinkel auf beiden Seiten etwa 3-5 mm Platz sein, so werden die empfindlichen Maulwinkel bei der Bewegung der Ringe nicht eingeklemmt. Bei Gebissen mit festen Seitenteilen, wie Olivenkopfgebissen, D-Ring Gebissen oder Schenkeltrensen, ist es wichtig, dass die Seitenteile dich am Maulwinkel anliegen.
Die Maulwinkel sollten sowohl von innen als auch von außen keine Verletzungen aufweisen und auch der Gaumen oder die Zunge dürfen keine Druckstellen oder Rötungen zeigen. Das Gebiss darf auf keinen Fall mit den Zähnen in Kontakt kommen! Zwischen dem Mundstück und dem ersten Backenzahn sollte mindestens ein Fingerbreit Platz sein.

Die häufigsten Fehler bei der Gebissgröße
Zu großes Gebiss
Am häufigsten sehen wir tatsächlich leider Reiter, die zu große Gebisse verwenden. Damit wird unter anderem bei einfach gebrochenen Gebissen, die nicht anatomisch geformt sind z.B. der Nussknackereffekt begünstigt. Dabei stellt sich bei einer stärkeren Zügeleinwirkung das Gelenk in der Mitte auf und der Druck wird stark auf die Unterkieferladen geleitet – mehr als unangenehm für das Pferd. Um dem Nussknackereffekt vorzubeugen, haben wir speziell gedrehte anatomische Gebisse entwickelt, nichtsdestotrotz ist die richtige Größe ebenfalls entscheidend.

Zu dickes Gebiss
Viele von uns Reitern haben noch den Spruch im Kopf ‚je dicker das Gebiss, desto weicher‘. Der ist grundsätzlich auch nicht so falsch, allerdings haben die Pferde der heutigen Zucht sehr zierliche und kurze Maulspalten, nicht zu vergleichen mit den kräftigen Warmblütern im letzten Jahrhundert. Hinzu kommen nicht selten auch noch dicke Zungen, die dem Gebiss ziemlich wenig Platz im Maul lassen, sodass für ein passendes Gebiss auf geringe Gebissstärken zurückgegriffen werden sollte. Eine Besonderheit für all diejenigen, die trotzdem eine breite Auflagefläche haben wollen, sind unsere novocontact Gebisse. Durch die spezielle ovale Form bieten sie eine besonders breite Auflagefläche (ähnlich einem dicken Gebiss), bei gleichzeitig geringer Stärke. Mehr zu den SPRENGER novocontact Gebissen kannst Du im Beitrag ‚Probleme: konstante Anlehnung, Pferd macht sich stark | novocontact Gebisse‘ lesen.

Maulform nicht berücksichtigt
Nicht jede Gebissform eignet sich für jedes Pferdemaul. Bei sehr sensiblen Pferden, die eine besonders dicke Zunge haben und ein kleines Maul, eignen sich anatomische Gebisse, die zusätzlich eine gebogene Form haben, um eine vertrauensvolle Anlehnung zu fördern. Mehr zu den SPRENGER Dynamic RS
Gebissen kannst Du im Beitrag ‚Kleines Maul, dicke Zunge! | Dynamic RS Gebisse‘ nachlesen. Gebogene Gebissformen, zum Beispiel unser Dynamic RS Gebiss, können bei Pferden mit viel Lefzenfleisch die Maulwinkel durch ihre Form an den Backenzahn drücken. Für diese Pferde eignen sich anatomische Gebisse, die eine geradere Form haben deutlich besser, z.B. die SPRENGER KK ULTRA Gebisse. In unserem Blog ‚Dünne Zunge, kleines Maul, viel Lefze – KK ULTRA Gebisse‘ kannst Du mehr über diese Gebissform erfahren.